Performing Violence

Konzertperformance im Carabao Bremen

Performing Violence im Carabao Performing Violence im Carabao [KB-19-01] [VA-19-02] Performing Violence im Carabao Performing Violence im Carabao Performing Violence im Carabao [MO-19-03] Performing Violence im Carabao Performing Violence im Carabao [MO-19-04] Performing Violence im Carabao Performing Violence im Carabao [VA-19-05]
→ Kursbeschreibung → Credits

Performing Violence

Credits

Mit: Jana Soon Giebel (ID), Lauren Müller (ID), Chiara Trojke (DM), Aimee Dietrich (DM), Vera Deuber (ID), Jone Zilinskaite (ID), Feodor Rousse (DM), Juan Solorzano (DM), Elisabeth Scharnick (M), Jemma Thrussel (M), Alma Stoye (M), Alice Stoye (M), Rui Namagoa (DM), Samyar Fazelzadeh (M), Reika Hattori (M), Isa Kleinhempel (M), Lucia Bauer (ID, Gast), Jule Denzin (ID), Paul Zoder (M), Melody Ristoski (Gast) Johannes Festerling (M), Berit  iekemann (FK), Lola Atkinson (M), Leah Meier (M), Anna Lodone (M), Johanna Constien (M, Lehramt), Merve Can (ID), Ruth Meisinger (M), Chiara Cecconello (ID, Ersamusstudierende), Ruben Lyon und Christine Claussen (ID, Gestaltung) Melissa Wedekind (M) u.a.

Team / Lehrende / Inputs: Prof. Joachim Held, Christian Camehl, Harry Seelig, Martin Dieckhoff, Lukas Klose, Prof. Dr. Laure M. Hiendl (Komposition und Performance, Gast), Marie Klemm (Tanz, Gast), Prof. Raphael Sbrzesny u.a.

ID: Integriertes Design
M: Musik
DM: Digitale Medien
FK: Freie Kunst

Tutorinnen: Jana Soon Giebel (ID) und Lauren Müller (ID)

Video und Postproduktion: Lukas Klose

Performing Violence

english

In this collaborative project with students from the Department of Music and Art / Design, we will work together to create a performance, installation and our own music. The focus is a critical questioning of heteronormative forms of violence, which we see as structurally coupled to a narrative of the lonely, predominantly male artistic genius. In doing so, we want to critically question and perform the work of three composers who went down in music history not only for their rich musical output, but also as murderers and perpetrators of violence. In almost all cases, the men were not brought to justice because of their status as nobles or members of the upper class.

In this context, we discuss the structures of today’s meritocracy as toxic in the sense that we are all called upon to model our biographies and ways of working through flexibility, quick wit, cleverness, and performance. We counter the logic of survival of the fittest with a Chorus of the Wounded.

A possible exhibition and location could be a gym — a stage for the many bodies that make themselves attractive as well as fit for the labour market so to speak — for which we develop our own exercises of resistance. Violence plays a role not least in relation to gender and identity, which is why we were able to gain Laure M. Hiendl for a workshop. Laure deals in a complex way with the intertwining of violence, language, gender and music, and in recent works they increasingly focus on future forms of coexistence beyond identitarian attributions and roles.


Guest Laure M. Hiendl (*1986) works as a composer* and performer* in the intermediate realms of concert music, performance, music theatre and installation. In Laure’s works, instruments and voices are often set in relation to electronics and digital processes, exploring the space-time-body relationship in music as an always, already theatrical, performative event. Their works have been shown at international festivals such as Donaueschinger Musiktage, ECLAT Festival Stuttgart, Steirischer Herbst / Musikprotokoll, Bergen Assembly / Parliament of Bodies, Ultraschall Berlin, 3hd Festival Berlin, Darmstädter Ferienkurse and Warschauer Herbst.

Laure M. Hiendl received their PhD on “Queer Composition” from Columbia University New York and is Assistant Professor* of Composition at the University Mozarteum Salzburg since 2021.


Workshop lead: Prof. Raphael Sbrzesny (Sound, Performance, Concept) and Prof. Joachim Held (Lute, Early Music), guest: Asst.-Prof. Dr. Laure M. Hiendl (Berlin/Salzburg), cooperation fashion and stage: Christian Camehl, dance workshop: Marie Klemm (Berlin).

This course is intended for students at the Department of Music as well as students of Liberal Arts, Integrated Design and Digital Media.

Translation: Adrianna Liedtke

In diesem Kooperationsprojekt mit Studierenden aus dem Fachbereich Musik und Kunst / Design erarbeiten wir gemeinsam eine Performance, Installation und eigene Musik. Im Zentrum steht ein kritisches Hinterfragen heteronormativer Formen von Gewalt, die wir strukturell an eine Erzählung des einsamen, genialen, meist männlichen Künstlergenies gekoppelt sehen. Wir wollen dabei das Werk dreier Komponisten kritisch hinterfragen und aufführen, die nicht nur aufgrund ihres reichen musikalischen Schaffens in die Musikgeschichte eingingen, sondern auch als Mörder und Gewalttäter. In fast allen Fällen wurden die Männer aufgrund ihres Status als Adlige oder Angehörige der Oberschicht nicht zur Rechenschaft gezogen.

Die Strukturen der heutigen Leistungsgesellschaft diskutieren wir dabei als toxisch in dem Sinne, dass wir alle aufgerufen sind, durch Flexibilität, Schlagfertigkeit, Cleverness und Leistung unsere Biografien und Arbeitsweisen zu modellieren. Der Logik des Survival of the fittest setzen wir einen Chor der Verwundeten entgegen.

Möglicher Ausstellungs- und Spielort könnte ein Fitnessstudio sein — gewissermaßen als Bühne der vielen Körper, die sich attraktiv und fit für die Arbeitswelt machen — für das wir eigene Übungen des Widerstands entwickeln. Gewalt spielt nicht zuletzt in Bezug auf Geschlecht und Identität eine Rolle, weshalb wir Laure M. Hiendl für einen Workshop gewinnen konnten. Laure setzt sich auf komplexe Weise mit der Verschränkung von Gewalt, Sprache, Geschlecht und Musik auseinander und legt in neueren Arbeiten mehr und mehr den Fokus auf zukünftige Formen des Zusammenlebens jenseits identitärer Zuschreibungen und Rollen.


Gast: Laure M. Hiendl (*1986) arbeitet als Komponist* und Performer* in den Zwischenbereichen von Konzertmusik, Performance, Musiktheater und Installation. Instrumente und Stimmen werden in Laures Arbeiten oft im Verhältnis zu Elektronik und digitalen Prozessen gesetzt und untersuchen dabei das Raum-Zeit-Körper Verhältnis in Musik als ein immer schon theatrales, performatives Ereignis. Laures Arbeiten wurden auf internationalen Festivals gezeigt wie Donaueschinger Musiktage, ECLAT Festival Stuttgart, steirischer herbst / Musikprotokoll, Bergen Assembly / Parliament of Bodies, Ultraschall Berlin, 3hd Festival Berlin, Darmstädter Ferienkurse und Warschauer Herbst.

Laure M. Hiendl promovierte über „Queeres Komponieren“ an der Columbia University New York und ist seit 2021 Assistenzprofessor* für Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg.


Workshopleitung: Prof. Raphael Sbrzesny (Sound, Performance, Konzept) und Prof. Joachim Held (Laute, Alte Musik)
Gast: Asst.‑Prof. Dr. Laure M. Hiendl (Berlin / Salzburg)
Kooperation Mode und Bühne: Christian Camehl
Tanzworkshop: Marie Klemm (Berlin)

Dieser Kurs richtet sich sowohl an Studierende des Fachbereiches Musik, als auch an Studierende der Freien Kunst, des Integrierten Designs und der Digitalen Medien.

Vgl.: Aus dem → Lehrveranstaltungs­verzeichnis

Interdisziplinäres Performanceprojekt der HfK Bremen im Carabao Bremen zu Gast

english

Performing Violence, is a performance project created by students from the Integrated Design, Digital Media, Music and Fine Arts programs of the HfK Bremen. The aim of this project is to critically examine the question of the perpetuation of violence in relation to gender and its social and cultural ramifications. This project was developed through an interdisciplinary teaching format. The deconstruction of aggression and violence is the focus of this collaborative performance. This project puts forth the question: are there spaces for a different kind of togetherness? And if so, how much close contact can we bear, after such a long time of social and physical immunisation and isolation?

Translation: Jemma Thrussell

Studierende des Integrierten Designs, der Digitalen Medien, der Musik und der Freien Kunst beschäftigten sich in einem interdisziplinären Performanceprojekt kritisch mit der Frage nach Kontinuitäten von Gewalt in Bezug auf Geschlechter und deren gesellschaftliche Zuschreibungen.

Am Sonntag den 15.5. zeigten 35 Studierende eine ortsspezifische Konzertperformance in einem Thaibox-Kampfsportstudio in Bremen. Im Zentrum stand Musik von u.a. Castaldi, Gesualdo und Franck sowie zwei Uraufführungen von Paul Zoder und Reika Hattori aus den Klassen von Prof. Jörg Birkenkötter und Prof. Kilian Schwoon.

In dem interdisziplinären Lehrformat und der gemeinsamen Performance stand die Dekonstruktion von Aggression und Gewalt im Mittelpunkt. Gerade jetzt galt es aus den Vereinzelten einen Chor der Verbundenen zu bilden und Fragen zu stellen nach Räumen für ein anderes Miteinander. Wie viel Berührung halten wir nach der Zeit der Immunisierung und der Isolation aus, wie nah können wir uns kommen?

Eine weitere Herausforderung war die Zielsetzung, diesen unkonventionellen Ort für Konzertformate klassischer Musik zu erschliessen und damit ein breites Publikum anzusprechen. Ähnlich wie beim D-Bü Wettbewerb der deutschen Musikhochschulen wendeten sich die Studierenden einem Ort zu, der eine besondere Herausforderung für klassische Musik aber auch ein enormes Potential bietet.

Zusätzlich wurde Performing Violence von den Kolleg*innen des Digitalisierungsprojektes We dig it begleitet. Digitale Räume wurden dabei als Safe spaces gedacht, die gemeinsam entworfen und bespielt werden sollen.

Das Projekt wurde von Prof. Joachim Held und Prof. Raphael Sbrzesny initiiert und von vielen weiteren Lehrenden, Studierenden und Gästen weiterentwickelt und aufgeführt.

Making Of: Performing Violence


Making Of: Performing Violence im Carabao

Laure M. Hiendl — Vortrag am 5.5.2022

english

In this artist talk Hiendl will discuss 3 recent works as they relate to topics of violence, voice, embodiment, as well as politics of time and queer desires and distress. Ten Bullets Through One Hole talks about the proximity of heteromasculine pornographic language and weapon industry propaganda, specifically bullet advertisements from various Western gun manufacturers. My String Quartet No. 2 is animated by the wish to articulate a more intimate politics around queer distress and desires. The text, written by artist Jamie Shi, responds to and cares for the gifts and contributions by Hiendls queer community from Berlin. The video is a kind of dialogic overdub that paces this immersive sound ritual, taking its cues from the late Barbara Hammer. In Abeyance took shape and gained momentum from the brilliant writing in Laurent Berlant's Cruel Optimism, and is an attempt to create a sonic “animated still-life”, a sound object of sorts, that works more over a dramaturgy of space rather than time.

In diesem Künstlergespräch wird Hiendl drei aktuelle Arbeiten besprechen, die sich auf die Themen Gewalt, Stimme, Verkörperung sowie Zeitpolitik und queere Sehnsüchte und Nöte beziehen. In Ten Bullets Through One Hole geht es um die Nähe von heteromaskuliner, pornografischer Sprache und Propaganda der Waffenindustrie, insbesondere um die Werbung für Kugeln von verschiedenen westlichen Waffenherstellern. My String Quartet No. 2 ist von dem Wunsch beseelt, eine intimere Politik rund um queere Nöte und Wünsche zu artikulieren. Der von der Künstlerin Jamie Shi verfasste Text ist eine Antwort auf die Geschenke und Beiträge Hiendls Berliner Queer-Community und trägt ihr Rechnung. Das Video ist eine Art dialogisches Overdub, das dieses immersive Klangritual begleitet und sich an die verstorbene Barbara Hammer anlehnt. In Abeyance nahm Gestalt an und gewann an Schwung durch die brillanten Texte in Laurent Berlants Cruel Optimism und ist ein Versuch, ein klangliches „animiertes Stillleben“ zu schaffen, eine Art Klangobjekt, das eher über eine Dramaturgie des Raums als der Zeit funktioniert.


5.5.2022, 18 Uhr
Auditorium
Am Speicher XI 8
28217 Bremen

Laure M. Hiendl zu Gast in der Interpret*innenkammer