Karneval der Nervösen

Seminar und Workshop: Von zweiten Körpern und den Erhebungen des Krampforchesters

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Karneval der Nervösen

Im Zentrum des Praxisprojektes steht Michail Bachtins These des zweileibigen Leibes, der als groteskes Gebilde, Fleischform und Körper, Anlass für ein befreiendes Lachen ist. Uns wird die Fragestellung beschäftigen, ob wir in den westlich liberalen Gesellschaften einem Körperbild unterliegen, welches in der zu starken Konzentration auf den identifizierbaren, erkennbaren, einen Körper eine Hülle schafft, aus der die Nervosität unserer Generation keine Abfuhr erfährt.

Die Regime des Hedonismus — der sinnlosen Feier des Selbst, der Karriere — als zweites Lustmoment und die Ideologien der Sichtbarkeit dieser beiden Lebensweisen erscheinen uns mehr und mehr in der Krise zu sein. Wollen wir uns auf der einen Seite nicht mit einem reaktionären Erstarken traditioneller Formen im Sozialen abfinden und erkennen andererseits Depression und Stuckness als Sackgassen und Verengungen unserer Zeit und nicht als rein individuelle Formen des Leidens an, könnte die Karnevalisierung des eigenen Denkens und der eigene Körper als Ort emanzipatorischen (Be-)Handelns wichtig werden. Der Karneval der Nervösen der mit Studierenden aus allen Fachbereichen veranstaltet werden soll, muss erarbeitet und erstritten werden, da konventionelle Formen des Karnevalesken bereits Eingang in die Darstellung der hedonistischen Lebensweisen (und der Politik!) gefunden haben.

Der Karneval der Nervösen wird begleitet von einem lärmenden Orchester welches sich stolpernd und zuckend wie von Krämpfen geplagt, jenseits von strukturierender Marschmusik bewegt. Oder es marschiert, aber krampfend, unrund. Für die Erweiterung der Körper werden die Ideen der Künstler*innen ebenso gebraucht werden wie die technischen Zugriffe und Interventionen mittels Sensorik und Elektronik der Studierenden der Digitalen Medien. Komponist*innen die Musik für zuckendes Orchester schreiben, Bildende Künstler*innen die sich zu den Instrumentalvirtuosen in die Register mischen, Designer*innen die als Gestalter*innen die Kraft des Gestaltens ihrer Gestalten entdecken, zu Körpern und Narren werden.

Werden wir Streitwagen brauchen um durch die Städte zu ziehen? Und Boote und Schiffe? Oder reichen schon kleinste Modifizierungen unserer Körper und die Realisierung gemeinsamer Arbeit als Gruppe zweiter Körper?

Vgl.: Aus dem → Lehrveranstaltungs­verzeichnis

Die Klingende Bar



Ausstellung an den Hochschultagen 2019



Karneval der Nervösen

Seminar und Workshop: Von zweiten Körpern und den Erhebungen des Krampforchesters


Credits

Teilnehmer*innen: Hannah Huber, Carla Warneboldt, Lukas Kern, Malte Heitmüller, Simon Krüger, Linda Ellen Tessloff, Julian Rathke, Robert Lenk, Thomas Keiser, Marcel Naumann, Bianca Wangermann, Vincent Basse, Finn Klammer, Le Wang, Ole Prietz, Annalouise Falk, Tommy Fields, Vivian Hernandez Ramirez, Isabelle Raphaelis, Icaro Lopez de Mesa Moyano, Alma Stoye, Emilia Durka, Bonnie Wenzke, Leon Sahiti

Fotos: Verena Gilhaus, Lukas Klose

Video: Malte Heitmüller

Dank an: Ingmar Lähnemann und die Städtische Galerie Bremen für die Leihe der Vitrinen und Michael Hinrichs für Technik und PA.

Gestaltung Plakat: Thomas Keiser