Fragile

Musiktheater und Stückentwicklung

→ Kursbeschreibung → Credits

Fragile

Credits

Leitung: Bettina Pahn, Prof. Detlef Bratschke, Prof. Raphael Sbrzesny und Yotam Peled (Gast: Performance-Workshop)

Beteiligte Studierende: Ella Marshall Smith, Carly Power, Franziska Poensgen, Johanna Bookmeyer, Enrico Busia, Tobias Tietze, Lukas Oppermann, Nicolas Fehr, Carla Warneboldt, Ruth Meisinger, Anna Yadygina, Carlotta von Haebler, Luca Diebold, Emilia Durka, Lukas Klose, Malwine Nicolaus, Anastasiia Guzenkova, Mona Sheikh, Jennifer Pfeifer, Nick Wachs, Melissa Wedekind

Fotos: Lukas Klose und Raphael Sbrzesny

Kamera: Clovis Michon

Postproduktion: Nicolas Fehr

Soundrecordings: Luca Diebold, Nicolas Fehr

Tutorin: Melissa Wedekind

Fragile II — Musiktheater und Stückentwicklung

In diesem Lehrformat wollen wir die im Sommersemester erarbeiteten Ansätze zu Monteverdis Oper Poppea in eine Installation und Performance im physischen Raum mit digitalen Fragmenten übersetzen.

Im Nachdenken über Achtsamkeit und Nähe, der Schwierigkeit von Berührung, Intimität und Körperlichkeit in Zeiten der Pandemie, sowie dem zentralen Thema von Liebe und Macht in der Oper, wurden im Sommersemester zahlreiche Skizzen und Zeichnungen für Skulpturen und Raumelemente erarbeitet, die eine physische Begegnung auch unter den Bedingungen der Pandemie ermöglichen könnten. Ein Online Game, in dessen Zentrum eine dystopische Supermarktszenerie steht, ist Ausgangspunkt für ein Performanceprojekt, welches in Anlehnung an Pierre Huyghes Filmarbeit the host and the cloud in den Räumlichkeiten der Speicherbühne erarbeiten wird. Ziel ist die Realisierung einer Performance. Verhandlungen über die Location eines leerstehenden Supermarkts bzw. Autohauses in der Neustadt laufen aktuell.

Vgl.: Aus dem → Lehrveranstaltungs­verzeichnis

Fragile / Macht & Emotion I — Installation, Skulptur, Kostüm und Stückentwicklung

Ausgangspunkt für dieses freie, interdisziplinäre Performance-Projekt ist Claudio Monteverdis frühbarockes Meisterwerk Die Krönung der Poppea aus dem Jahr 1642. Es gilt als die erste Sex and Crime-Story der Operngeschichte über Macht, Liebe und deren Missbrauchsmöglichkeiten.

Im Zentrum steht die gemeinsame Gestaltung einer polyphonen Werkstatt, die Fragen nach der heutigen Aktualität von Monteverdis Oper stellt — als eine sehr freie, assoziative und durchaus fragmentierte und bruchstückhafte Betrachtung des Originalstoffes.

Eine zeitgenössische sinnliche Interpretation von Macht und Emotion soll mit allen möglichen Formen der Künste erprobt werden: Musik, bildende Kunst, Design, Bühne, darstellendes Spiel und Performance. Entstehen kann dabei eine temporäre Gemeinschaft, die als Gegenentwurf zur Verrohung im Sozialen unserer Zeit verstanden wird.

Ziel ist es, zusammen mit Studierenden der Fachbereiche Musik, Kunst & Design eine neue Stückentwicklung als Performance zu realisieren. Dabei können Kostüme, Projektionen und skulpturale Elemente entstehen, die als installatives Bühnenbild und räumliche Verortung von den Sänger*innen, Musiker*innen und Performer*innen bespielt werden können.

Zentral ist für unseren Workshop auch die Frage, wie musikalisches Material und Komposition nicht nur historisch informiert aufgeführt, sondern konkret mit anderen Künsten, Denkweisen und Texten gemischt werden kann. Die Aufgabe der Regie soll dynamisch und kollektiv gedacht werden.

In der Krönung der Poppea triumphiert das Ordinäre der Macht. Die Kunst soll heute auf die Verrohung in der Welt als moralische Instanz reagieren — so die generelle Forderung.

Wir fragen uns beispielsweise: Bedarf es statt einer Moral der Kunst vielleicht vielmehr einer Ethik der Ästhetik? Und könnte es sein, dass unsere Gesellschaft nicht mehr, sondern sogar weniger Moral braucht, nicht mehr Leitwerte und normative Anker, nicht mehr Erlösungsrhetorik, sondern eine Bereitschaft zu selbstkritisch bemessender Reflexion, um die aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen?

(Vgl.: Leonhard Emmerling Erlösungsmaschinen, Verlag Turia und Kant. 2020)

Für uns könnte vor diesem Hintergrund interessant sein, wie Monteverdis Poppea als lustvoller Umgang mit dem Ordinären der Macht und des politischen Betriebes interpretiert werden kann? Ein radikaler Gegenentwurf zu einer Moralisierung durch Kunst wäre die Folge.

Neben der eigenständigen performativ-installativen Bearbeitung ist der Workshop als Kooperationsprojekt konzipiert: Einzelne Szenen der Oper sind die musikalische Basis, die Studierende der Gesangsklasse unter der Leitung von Bettina Pahn, Lehrbeauftragte im Fach Gesang, vorab erarbeiten. Unterstützt werden sie von Prof. Detlef Bratschke, der die Leitung eines kleinen Kammerorchesters übernimmt.

Vgl.: Aus dem → Lehrveranstaltungs­verzeichnis