Meisterschülerin Annalouise Falk

Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst

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Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst, 2021

Video (14′17″), Passteile aus Keramik, Kontaktmikrophone, Seifeninstrumente, Mischpult


Credits

Im Rahmen von: Last Notes Before Entering The Building Meisterschüler*innen Ausstellung 2021 Hochschule für Künste Bremen

Ausstellung: Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen

Installationsansichten: Jiwoo Park

Kamera: Lukas Klose

Klangregie: Christopher Opelt

Danke an: Manfred, Horst, Andreas, Michael, Georg, Horst Walter, Jörg, Udo, Christa, Katrin, Hans

Annalouise Falk

Annalouise Falk, geboren 1992, arbeitet mit Gruppen, nutzt Sound, entwickelt Objekte und Texte und ist in zahlreichen interdisziplinären Projekten zwischen Musik, Design und Freier Kunst engagiert. Zuletzt in dem von ihr initiierten Recherche und Performanceprojekt KOMPLIZ_INNENSCHAFT und als Teil des Ensembles UnSpoken Consort.

Sie studierte in Bremen und Detmold Blockflöte, Instrumentalpädagogik und Elementare Musikpädagogik und lehrt seit 2020 selbst an der Hochschule für Musik Detmold. Ihr Meisterschüler*innenstudium absolvierte sie 2020 – 21 bei Raphael Sbrzesny.

Annalouise Falk

Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst, 2021

Annalouise Falk arbeitet mit den Mitteln der Performance, mit Video und präparierten Musikinstrumenten. Ihre Arbeit Was will ich ändern um zu wissen was du morgen brauchst ist inspiriert von pädagogischen Settings, wie sie in der Elementaren Musikpädagogik entwickelt wurden, um einen möglichst freien und offenen Dialog mit musikalischen Mitteln zu ermöglichen.

In der ehemaligen Empfangshalle eines heute stillgelegten Flughafens ist eine Gruppe von Männer zu beobachten, die mit Orff–Instrumenten aus Seife, mit Plastikfolien und Keramiken, die am Körper getragen und mit Kontaktmikrophonen präpariert sind, einer seltsamen Choreografie zu folgen scheinen. Wie eine entrückte Form der Musikalischen Früherziehung, ein Reenactment erster musikalischer Äußerungen. Die beinahe computergeneriert wirkende Stimme der Künstlerin frisst sich in die Gehörgänge von uns Zuschauer*innen und flüstert Sprachfetzen, die von Versuchsanordnungen zwischen Vertrauen, Überredung, Scheitern und Neubeginn erzählen.

Annalouise Falk wendet sich in ihrer Arbeit einer sozialen Gruppe zu, die wir aus den Medien als „alte weiße Männer“ an den Stammtischen dieses Landes vermuten. Falk traut ihnen Dialoge und Berührungen abseits der Klischees, die wir schnell vermuten, zu. Wie in einem eingefrorenen Pogo ¹ verwandeln sich die vier Protagonisten temporär in eine Skulptur, halten eine Form der Nähe und Berührungen fest und aus. Seltsam verknotet, ein fragiler Tanz miteinander verknüpfter Körper. Der pulsierende Sound eines Synthesizers liegt unter der Szenerie, und verstärkt den Eindruck einer rätselhaften Versuchsanordnung.

Falk interessiert sich dabei für die Frage, wie offen und sensibel wir für die Andere oder den Anderen in unserer nächsten Umgebung wirklich sind. Erinnern wir uns an das letzte Experiment des Berührens außerhalb unserer eigenen sozialen Gefüge, und wenn ja, wie lange ist das her? Auffällig ist ein fünfter, leerer Stuhl auf der Bühne dieses sozialen Experimentes. Vielleicht eine Einladung, eine Ermutigung dazu, Ausschau zu halten nach neuen Gefügen und Circles der Gemeinschaft. 

¹ Ein wilder Tanzstil, der als Gegenentwurf zu den bürgerlich synchronisierten Formen des Paartanzes entstanden ist.